Asymmetrische Schwünge
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Allen, deren Liebe an Narziss zerbrach.
Meinem langjährigen, treuen Freund Thomas Boigk/ Staßfurt.

Noch klingen die Melodien der Totentänze nach, doch das Fleisch zuckt nicht mehr ekstatisch, die Anspannung legt sich. Durch die dunklen Wolken traumatischen Irrsinns scheint die Sonne ab und zu, um allerdings bald wieder zu verschwinden.
Noch ist Winter.
Aber die Lieder werden ruhiger, strenge Rhythmen glätten die Wogen und eine klammerfeste Ordnung verwehrt dem Chaos Zutritt.
Unbestellte Areale, Situationsbeschreibungen, verdeckte Sehnsüchte, denen der Reif des Erkennbaren anhaftet und so den Weg in die Zukunft weist.
Zukunft? Kann es die geben? Wir wollen es hoffen.
Asymmetrische Schwünge, da die Ordnung immer wieder durchbrochen wird von chaotischen Sequenzen, weil zeitweilig die schwere Süße von Schönheit Ekel hervorruft.




Nihilismus

Ohne das feuergenesis
ohne das salz und den speck
überschwangbellisperennis
leichen von kuhwiesen weg
ohne die liebe das säuen
ohne kadenz und geschick
unter den drecken sich freuen
überbiss seelischer blick.

Keines der boote an weihern
keines um ehre und gold
ohne gewissheit und bleiern
was uns vom stapel zerrollt
keines in eisblauen truhen
keines der kinder war da
nur die in zu großen schuhen
spielten die ängste nah.

Mein sei dein zärtliches nennen
mein sei der bohrende stolz
autodafeen sie brennen
fressen an hirnen und holz
mein sei das heilige staunen
mein sei was immer ich muss
blutende häute allaunen
lackschwarze leder am schluss.

Ohne das kindliche freuen
ohne das korn sei von mir
kraftlos das lasten vertäuen
die ich im hafen verlier
ohne die züge gen süden
ohne die hitze der nacht
quälend im blut die mich mieden
sterbend pro welt und verlacht!


So sich der Himmel hebt

So sich der himmel hebt
wie dein empfinden
so sich die meinen niederknien
um mich zu frein
das wars, von dannen webt
sich mein entzünden
dass sich die deinen drüberziehn
um frei zu sein.

Es ekelt mich der stoß
und das gewühle
erbrechen - schaum und was du raubst
an und für sich
so sei`s, wie jeder schoß
sekret und schwüle
die du wie deinen hunger glaubst
nicht zögern, stich!

Und hängst du schlaff im seil
und in den räuschen
erträgt es dich und was sich schlaucht
an jedem mal
und wetzt sich wieder geil
und geil im täuschen
entschminkt und doch wie jeder braucht
sich wiederwahl.


Synkretismus

Verschlaf mich nicht fragen
ich seele dich schlagen
sofern sich im kommen
die weltlichen tragen
sprich wimmern
entweihen
es stören die reihen
verschlimmernde jagen
mich nicht
soll betagen
des todes
verzeihen.

Berühr von den steinen
du finden sich keinen
das auch frost beklommen
die rassen das weinen
sich krümmen
bestehen
es trösten die wehen
getragenes hassen
sei still
will dich passen
des mondes vergeben.

Der bart keines schweigen
sie hungern die neigen
obwohl überflüsse
sie jucken die feigen
sich kratzen
zerfressen
entfeuchtet mit pressen
erfrierende beten
nimm hin
muss es treten
des tages
verfressen.



Leichenzug

Wie eine hure liegt
das land in lüsten
wie eine bahre knarrt
die gier im schritt
unter den brücken lockt
was sie nicht müssen
mit den geweihten
wollen alle mit.

Wie eine flamme fällt
das licht gebunden
wie eine welle perlt
sich zeit am krug
unter die sucher schleicht
sich nicht gefunden
und die gehörnten
führen an den zug.

Wie eine kutsche schwankt
was nicht erfahren
wie auf den straßen zieht
sich tross um tross
unter den steinen wälzt
sich angst in scharen
und was nicht angst hat
sehnt den todesstoß.

Ach was ich wollte fällt
wie licht gebunden
wie eine welle perlt
sich schoß an schoß
unter den suchern hat
sich flucht entbunden
und die entformten
fallen aus dem tross



Aus den Spiegeln

Aus den spiegeln
schimmern alter eichen
junges wollen
wie ein zarter kuss
und die wasser
klären sich an wolken
über nebeln hoch
mit dir am fluss.

Jener tage
glänzen wie von selber
leichtes kommen
wie ein strom von lust
immer schwärmen
sie an warmen wassern
die von gestern
die du tragen musst.

Und ein mann
mit mühen last und jahren
letzte schritte
der sich selber fasst
schäumt sich ab
um stille in den netzen
singt von stürmen noch
und findet rast.

Und um alles
strömen sich die quellen
keine tage
sind ein ewig kuss
und der eichen
frühlingsgrünes wollen
ist ein lied von dir
und mir im fluss.






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