Zeitgebeine
zurück zu "Der Dichter"



Uns Poeten gehen die Schmerzen nie aus. Immer fort und fort. Je mehr, je besser werden unsere Lieder.
Anfänglich hatte ich Angst, mich zu verzetteln. Doch je weiter ich eindringe, je klarer wird mir alles. Es passt und wird schön. Ja schön, denn auf Schönheit lege ich großen Wert. Ich glaube etwas Neues zu machen. Größenwahn? Na klar. Wie denn sonst.
Ich höre Mozart und Bachs Wohltemperiertes Klavier. Sehr inspirierend. Ich bin erschrocken, wie nah man sich selbst beim Schreiben kommt. Dabei ist es wichtig, den Faden nicht zu verlieren. Wie bei einer Sinfonie. Du musst einen Bogen schlagen und genau an der richtigen Stelle eine bestimmte Melodie wiederholen. Das ist Harmonie. Wie beim Schreiben.
Als ich die Sammlung zusammenstellte, erfuhr ich, mein bester Freund ist gestorben. Mein Schulfreund. Ihm widme ich dieses Büchlein.




Und Schwalben

Und schwalben
verfliegen
die tage
in briefen
vergessenes flehn
und wenn ich
die wiesen
in heuschobern
seh
weiß ich
der sommer
wird gehen.

Mit liebe
verharrende
träume
in trauben
gefangenes licht
und wenn ich
die sehnsucht
im nachthimmel seh
versuch ich
das eis
bis es bricht.

Am ende
verflogen
die schwalben
beweint noch
die nächte
im klee
und wenn ich
erinnern
mit wehmut
verbrenn
begrab ich
das feuer
im schnee.


Entzug

Es kleidet sich mit sein
gebleicht an allen flammen
versucht - der engel
hast mit schein
versehrt durch tiefe schrammen
schmerz und wein
verwandt mit gier und klingen
bier bestellt und singen.

Wie weidet sich der neid
verlacht an allen betten
verhöhnt die satte
brust die zeit
verstreut mit lautem hätten
lust und kalt
die hand zerbricht die wetten
nicht - verstand in ketten.

Wie schneidet mich dein nein
getrennt von allem wollen
verflucht die hure
lust den wein
verstimmt am nicht mehr sollen
frust und schrein
verstand mit pflicht verzollen
licht verbrannt am wollen.


Stolz des faden Lichtes

Nichts ist wie dich küssen müssen
komm so komm doch
siehst du nicht
in weißen kleidern
raben weinen müssen
tiefe furchen rissen
schein von sein
und mein der wunsch
nur ein nur ein gedanke
ohne dich!

Nichts ist so wie ich zerrissen
bleib so bleib doch
spürst du nicht
in leisen liedern
meine seufzer küssen
weite wege wissen
schwach der lohn
und hohn der ruf
bloß kein, bloß kein verreisen
ohne mich!

Sag wen wirst du ewig küssen
nimm so nimm doch
scheust du licht
mit deinen schwüren
meine spiegel wissen
tiefe seen missen
fades licht
und meinen stolz
ja kein ja kein entgleisen
nur für mich!


Der dritte Tag (ohne dich)

Der dritte Tag ohne dich inspiriert
surreale Bilder,
metamorphiert Engel aus Fleisch.
Und du?
Stehst in duftendem Lotos
und lächelst die Sterne herbei…


Nach vorn

Nach vorn
nach vorn
denn blutverschmiert
im kronendorn
schwelgt gestern
in vertanem
zorn
und taubes korn
in lippenflut
hält lästern fest
und strahlt
durch rittersporn
mit gestern.


In wut
in wut
und reich verziert
mit neiderblut
suhlt lästern
mein verprasstes
gut
und rächerglut
am opferstock
bringt schwestern
um
und prahlt
im jungfernrock
mit restern.
Noch weit
noch weit
denn fest verschnürt
unendlichkeit
tilgt gestern
meine wege
zeit
und sterblichkeit
im kirchgestühl
nimmt nestern
halt
und zahlt
im glücksgefühl
mit lästern!


Schon wieder wir

Schon wieder
wir
die nacht
und wieder
hier
erstarrt
dein blick
zu mir
verbrannt
in kerzen.

So weit
die zeit
verführt
die wege
weit
zu zweit
allein
mit dir
verziehn
die schmerzen.

Kein wort
und bier
vertan
nie wieder
wir
verstummt
die gier
nach dir
verbrannt
mit kerzen.


Dass ich den Duft

Dass ich den duft
nicht wieder finde
an meinen lippen welkt
der letzte kuss
du freust den tod
mich freut das kühle rauschen
für mich den kelch
für dich der letzte gruß.

Ich starre stolz
auf meine tränen
in welche gründe fällt
das nächste wann
mich kennt die not
ich kenn der nächte stille
hörst du den wind
ich hör den leiermann.

So innig ich die
lichter brauche
bei tag verbrennt
der süße sinn
zerbrich das boot
ich brech der mühsal zangen
bist du schon dort
wo ich gewesen bin?

Von hier aus seh
ich keine nähe
das blut gerinnt
im kalten schoß
verspiel den sold
ich spiele wieder lachen
treib deinen stolz
ich treib das müde ross.






 zurück zu "Der Dichter"